Lehrtätigkeit

Seit 1974 Lehrbeauftragter, seit 1976 beauftragter, seit 1978 ordentlicher Universitätsdozent und seit 1990 Universitätsprofessor am Lehrstuhl für Hilfswissenschaften der Geschichte an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Eötvös-Loránd-Universität, Budapest. Seine Lehrtätigkeit umfasst sowohl den universitären Unterricht (Historiographie, historische Quellenstudium, materielle Kultur der Neuzeit und Naturgeschichte), die Bildungsorganisation (die Begründung der Fachrichtungen für die historische Museologie der Neuzeit und für die Geschichte der europäischen Integration) als auch das Redigieren von Universitätslehrbüchern (Lehrerhandbuchserien).
 
Die Geschichte der Geschichtsschreibung – Historiographie - (der Geschichtswissenschaft)
Unterrichtet seit 1974, Prof. Emma Lederer folgend, gemeinsam mit Ferenc Rottler, seit 1976 alleine das Hauptpflichtfach für Geschichtsstudenten der Historiographie. Seit 1976 ist der Titel der Lehrveranstaltung Die Geschichte der Geschichtswissenschaft, hierbei wird betont die Historiographie als Wissenschafts-geschichte dargestellt. Somit werden im Rahmen der Lehrveranstaltung nicht ausschließlich die historischen Werke und Persönlichkeiten behandelt, sondern die Institutionen und vor allem die methodologischen Schulen, Annäherungen und sogar die zeitgenössische Historikerausbildung, der Geschichtsunterricht sowie die mit Hinsicht auf die Geschichte geltende öffentliche Meinung präsentiert. Da er sowohl in Deutschland, Frankreich, in der Sowjetunion und in England die Entwicklung der Geschichtswissenschaft studierte, wendet er sich in seinen Universitätsvorlesungen von Jahr zu Jahr immer mehr der deutschen, französischen, englischen Geschichte der Geschichtswissenschaft im 19-20. Jahrhundert zu. Er widmet der Herausbildung der nötigen Voraussetzungen für eine Wissenschaftlichkeit (Studien der Quellenkritik, Hilfswissenschaften, historisch-philosophischen Tendenzen, Errichtung von Institutionen) besondere Aufmerksamkeit.
Zwischen 1989–90 während seines Ministeramtes legt er vorübergehend seine universitäre Lehrtätigkeit nieder. Ab 1990 werden keine historiographischen Lehrveranstaltungen angeboten.
Seit 1990 unterrichtet er im Rahmen der Fachrichtung Historische Museologie der Neu- und Neuesten Zeit das für 4 Semester angesetzte Studium mit dem Titel Mensch und Natur im 19-20. Jahrhundert.
In 2007 erarbeitet er das an das neue Bolognasystem angepasste BA- und MA-Programm zur Geschichte der Geschichtswissenschaft. Im Rahmen dieses Programms wird in September 2007 auf der Ebene der BA-Ausbildung die Vortragsserie mit dem Titel Einführung in die ungarische Historiographie angesetzt. An die Vorträge von Ferenc Glatz anlehnend (Die Geburt des historischen Denkens und der Geschichtswissenschaft) findet jeweils eine Lehrveranstatung statt, in dessen Rahmen renomierte Experten der einzelnen Epochen der ungarischen Geschichte (István Fodor, Attila Zsoldos, István Tringli, Pál Fodor, István Soós, László Csorba, Zoltán Szász, József Kardos, Lajos Izsák) über die Beurteilung der jeweiligen historischen Epochen präsentieren. Auf der Ebene der MA-Ausbildung wird in 2009 mit Einbeziehung von Ferenc Glatz und Attila Pók, Titulardozent der Eötvös-Loránd-Universität, die Vortragsreihe mit dem Titel Die Geschichte der ungarischen und europäischen Geschichtswissenschaft im 19-20. Jahrhundert gestartet. Ferenc Glatz erarbeitet den Entwurf für die Herausgabe eines Handbuches zum BA- und MA-Programm. Bis 2009 erscheinen Historiker über die Epochen der ungarischen Geschichtswissenschaft. Textsammlung Bänder I-II. sowie Almanach zur Geschichte der ungarischen Geschichtswissenschaft. Historiker-biographien und Datensammlung zu den Institutionen. Bänder I-II.
 
Historische Museologie der Neuzeit
In 1977 auf Grund seiner Vorlesungen zur Historiographie und historische Methodologie der Neuzeit wird er vom Ministerium für Bildung beauftragt den Entwurf für die Museologenausbildung für neuzeitliche Geschichte auszuarbeiten. Ferenc Glatz legt in seinem für sechs Semester geplanten Ausbildungsentwurf die folgenden Grundthesen nieder:
  • Eine der aktuellen Herausforderungen für die Historiographie unserer Zeit ist das neue Instrumentar-system zur Übertragung von Informationen: das Radio („Hörspiel”), der Film, das Fernsehen („das Spielen von Bildern”), heute bereits das Internet. Wenn es der Geschichtswissenschaft nicht gelingt sich dieser Foren der Informationsübertragung zu befähigen, dann wird der Historiker des 20. und 21. Jahrhunderts in seiner Funktion als Vermittlers von historischen Kenntnissen von der Bühne gedrängt werden.
  • Die Geschichtswissenschaft muss sich die nötigen Kenntnisse aneignen um den bildlichen, oralen und materiellen Erinnerungen sowie Quellen auch in Zukunft Gehör verschaffen zu können.
  • Aus diesem Grund erfordert die Museologie für neuzeitliche Geschichte ein komplexes Studium der Bildungs-, Sozial- und Technikgeschichte. Sie vermittelt die nötigen fachgerechten Kenntnisse zur Handhabung der Produktion-Anwendung und den Trägern von Informationen.
  • Aus diesem Grund umfasst die Museologie für neuzeitliche Geschichte ein komplexes Studium der historischen Quellen, wodurch der Historiker zur kritischen Abhandlung des uns überlieferten schriftlichen und materiellen Nachlasses des Staates, von einzelnen Personen und von Privatinstitutionen befähigt wird.
  • Die Museologie für neuzeitliche Geschichte erwirkt die Emanzipation des Berufes des historischen Museologen. Der Museologe wird als der Sammler von Erinnerungen, als Kritiker und Forscher von Quellen, aber gleichzeitig als Historiker definiert.
  • Die Museologie der neuzeitlichen Geschichte kann somit als eine der Werkstätte der „neuen Geschichtsschreibung” gelten.
Auf Grund dieses Ausbildungsentwurfs beginnt in 1979 und wird bis zum heutigen Tag die Museologen-ausbildung für neuzeitliche Geschichte als eine unabhängige Fachrichtung und als eine Lehrstuhlsarbeitsgruppe an der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest fortgesetzt. Ferenc Glatz hält die wöchentlich in 4 Stunden und über 4 Semester angebotenen Seminare mit dem Titel Die Geschichte der materiellen Kultur im 19. Jahrhundert sowie Allgemeines und neuzeitliches Quellenstudium. Seit 1985 hält er seine Seminare, die Neugestaltung der bildungsgeschichtlichen Thematik folgend, unter dem Titel Mensch und Natur im Ungarn der Neuzeit. Es arbeiten heute mehr als Hundert mit Einbeziehung der am Lehrstuhl befindlichen Arbeits-gruppe ausgebildeten historische Museologen als Experten für Sozial- und Bildungsgeschichte der Neu- und Neuesten Zeit in den Abteilungen für neuzeitliche Geschichte der Museen und Galerien sowie in Forschungs-instituten.
 
Vorsitzender des Komitees für das Schulfach Geschichte (1985-1989)
In 1985 wird er zum Vorsitzenden des Komitees für das Schulfach Geschichte ernannt. (Der frühere Vor-sitzende wird 1985 zum Präsidenten der UAW gewählt.) Als Präsident des Komitees setzt er drei Aufgaben fest:
  • Überprüfung der Unterrichtslehrpläne an den Schulen
  • Gewährleistung des Dialogs zwischen der Geschichtswissenschaft und dem Unterrichtsfach Geschichte
  • Aufwertung der Rolle der Lehrer
Mit der Erarbeitung des Schulfachprogramms wird (neben der OPI (Nationales Pädagogisches Institut), welche das Komitee betreibt) das Institut für Geschichte an der UAW beauftragt (dessen stellvertretender Direktor zwischen 1986 und 1988, später Direktor er ist).
Er initiiert die Aufstellung der Landeskonferenz der Geschichtsschullehrer, die zwischen 1987 und 1992 jährlich, und dann in 1998 zusammengerufen wird. (Die Konferenzserie erhält ihren Namen vom Ort der Veranstaltung: Treffen der Geschichtsschullehrer in Békásmegyer.) Im Rahmen der Konferenzen werden von Jahr zu Jahr die aktuellen Themen und Fragestellungen zu dem Unterrichtsfach Geschichte behandelt und dargestellt.
Mit Hinsicht auf die Überprüfung der Geschichtslehrpläne (1987) setzt er sich in seinem zur Vorstellung des Programms gehaltenen Vortrag für das Neudenken der zuvor eher dogmatischen Grundprinzipien sowie für die Einbettung der Lehrpläne in die europäische- und Universalgeschichte, für die Einbeziehung von sozial-, bildungsgeschichtlichen und naturgeschichtlichen Thematiken und für die Aufwertung der Datenbezogenheit ein.
 
Handbuchserie für Mittelschullehrer
Redigiert die von ihm initiierten historischen zusammenfassenden Werke für den Schulunterricht mit dem Titel Magyarok Európában (Die Ungarn in Europa) Bänder I-IV. (Die Autoren sind Pál Engel, Ferenc Szakály, Domokos Kosáry, 1990-1991). Redigiert (und verfasst bestimmte Kapitel) des Bandes Vezér-fonal a magyar és az egyetemes történelem tanításához(Leitfaden zum Unterricht der ungarischen- und Universalgeschichte), welcher in 10.000 Exemplaren veröffentlicht wird und einen thematischen Grundriss zur ungarischen- und zur Universalgeschichte bietet. Er startet in 1986 die bis heute fortgesetzte VortragsreiheElőadások a történettudomány műhelyeiben (Vorträge der Werkstätte der Geschichts-wissenschaft). Im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe werden die führenden Historiker der Universitäts-fakultäten und der Forschungsinstitute eingeladen einen Vortrag mit anschließender Diskussion zu halten. Die Abschrift der Veranstaltungen erscheint in redigierter Form in einer Auflage von 4-6 Tausend Exemplaren in einer für Schullehrer bestimmten Heftserie. Seit 2005 werden die Vorträge in der ZeitschriftHistóriaund Történelmi Szemle (Historische Rundschau) veröffentlicht. Als eine gemeinsame Herausgabe der Zeitschrift História und des Instituts für Geschichte an der UAW wird die auch für Mittelschullehrer bestimmte BuchserieHistória Könyvtárgestartet. (Er arbeitet den Entwurf für die Buchserie aus und redigiert gemeinsam mit seinen Schülern die einzelnen Bände sowie leitet den hierfür gegründeten Institutsverlag.)
 
Einführung in die Geschichte der europäischen Integration und deren Institutionssystem
In 2007 arbeitet er den Unterrichtsentwurf für die Fachrichtung Einführung in die Geschichte der europäischen Integration und deren Institutionssystem aus und reicht diesen zur Akkreditierung ein. Die Grundlage der an der EötvösLoránd-Universität in Budapest initiierten Fachrichtung sind Vorträge und Seminare, die in englischer, deutscher und ungarischer Sprache gehalten werden. Die an den Bologna-Prozess angepasste Ausbildung beginnt in 2009. Das Grundprinzip lautet: Die Europäische Union bedarf solcher Intellektuellen – somit auch einer Gruppe von Historiker-Forschern – deren Bildung und Ausbildung sowohl kompatibel ist als auch mit nötigen Kenntnissen über die Geschichte Europas und den gemeinsamen europäischen Institutionen verfügt. – An die im Rahmen der Fachrichtung angebotene Ausbildung angepasst bereit er den Entwurf für eine Textsammlung vor, die als Lehrbuch veröffentlicht werden soll – und vorerst auf Ungarisch, später auf Englisch und Deutsch erscheint. (Zu dem Unterricht der Fachrichtung sowie zum Redigieren des Handbuches werden die Professoren und Lehrbeauftragte der Eötvös-Loránd-Universität, die Mitarbeiter des Instituts für Geschichte an der UAW und der Arbeitsgruppe Europäische Geschichte der UAW sowie die des Europa Institutes Budapest – junge Forschungsmitarbeiter – einbezogen.