História

Die Zeitschrift „História“ wurde 1979, zur gleichen Zeit als die Wochenzeitschrift HVG (Wöchentliche Weltwirtschaft), mit der Unterstützung der politischen Reformer gegründet. Ursprünglich war die Absicht eine historische und populärwissenschaftliche Zeitschrift zu schaffen, aber letztendlich fungierte sie als eine historisch-politische Zeitschrift. Der Gründer und Redakteur der Zeitschrift ist bis zum heutigen Tag Ferenc Glatz.
Die Zeitschrift setzte sich die Erforschung der historischen Wurzeln der Fragenbereiche zum Ziel, die die öffentliche Meinung und Interesse in Ungarn und im Ausland beschäftigen und prägen. (Somit geriet sie nicht selten mit dem politischen Apparat des sowjetischen Systems in Konflikt, weil sie die Grenzen mehrerer tabuisierter Themen überschritt. Und nicht selten geriet sie zwischen die Fronten der Reformer und der Vertreter der dogmatischen Linie, wobei die sog. Reformdiskussionen oft direkt thematisiert wurden.)
Die Zeitschrift behandelte regelmäßig die nationalen Konflikte in Ostmittelosteuropa, die Problematik der Minderheiten, präsentierte systematisch die historischen Wurzeln der aktuellen Lage und Ereignisse, die sich auf die Gegenwart und den Alltag der über den Grenzen hinaus lebenden Ungarn auswirkten, beschäftigte sich ebenfalls mit den Friedenssystem von Versailles-Trianon, den Begebenheiten und Umstände des Zusammenbruchs des historischen Ungarns, mit Hinsicht auf die demokratischen Traditionen in Ungarn nicht nur die Rolle der politischen Linken – wie auch die der verdrängten – Bewegungen, sondern auch die Rolle der bürgerlichen demokratischen Richtungen, ebenso die Gesetzverletzungen, die verschwiegenen Momente zu der Geschichte der ethnischen und „rassistischen“ Verfolgungen, genauso wie die in der Zwischenkriegszeit eingeprägten historischen Thesen über Ungarn der Revision unterstellt wurden. Die Zeitschrift initiierte in den 1980-er Jahren die Neubewertung der gesellschaftlichen-kulturellen Rolle der Kirche. Mit der Zeitschrift verbindet sich die kritische Abhandlung der ethnischen und sozialen Ausgrenzung (somit der Holocaust; die Aussiedlung der Deutschen (1987); die Darstellung von sozialen Ausgrenzungen – die Verfolgung der Kulagen – der Gross- und Mittelbauern –, der früheren Mittelklassen, der „Arbeiteraristokraten“.
Die Zeitschrift wünschte die thematische Neugestaltung der „neuen Geschichtsschreibung“ dadurch zu fördern, dass sie völlig neue oder bislang vernachlässigte Thematiken auf ihre Agenda setzte. Mitunter:
  • Die Geschichte der natürlichen Umwelt, wobei die Biogeschichte den Menschen als Teil der Natur darstellte (1987). (All dies zur gleichen Zeit als die großen „ökologischen“ Debatten sowohl weltweit als auch in Ungarn Gegenstand der geführten Diskussionen bildeten.)
  • Seit der Begründung gehört zum Programm der Zeitschrift: Die Geschichte des Alltags, die Darstellung des Alltagsgeschehens der menschlichen Gesellschaft (1979), die Rolle des Einzelnen, die Rehabilitation der Bedeutung der Bildung und des individuellen Talents.
  • Die neue Geschichtsschreibung – nach ihrer Auffassung – wendet sich sowohl den bildlichen als auch den oral überlieferten Erinnerungen zu, und nimmt an der Anfertigung von historischen Filmen und von Hörspielen teil. Aus diesem Grund verfolgt die Zeitschrift „História“ regelmäßig mit Interesse die Produktion von Filmen mit historischer Thematik und widmet sich den Möglichkeiten der bildlichen Darstellung. (Hierbei wird das Bildmaterial nicht als Illustration, sondern als ein Kommunikationsmittel und Quelle für die Übertragung von Informationen angewandt.)
  • Die Zeitschrift betrachtet es als ihre Aufgabe die Tendenzen und Richtungen der Weltgeschichtsschreibung mitzuverfolgen. Da der Redakteur zwischen 1980 und 1995 tätiger Akteur des internationalen öffentlichen Lebens der Historiker war sowie zahlreiche Vorträge an den Weltkongressen der Historiker hielt, wurden in der Zeitschrift stets die neuesten thematisch-methodologischen Bestrebungen der internationalen Geschichtsschreibung (z.B. die politischen Systeme; die Rolle der Kriege und Aufrüstungen; die neue sozialhistorische Thematik: Der Wandel der Rolle der älteren Generationen, der Kinder sowie der Frauen; das Bild vom Anderen usw.) vorgestellt.
  • Die Wiederherstellung des Wertes und der Bedeutung der Fakten, also ihre gebührende Anerkennung, mit Hilfe der Geschichtsschreibung gegenüber einigen neueren Tendenzen der Zeit, welche sich eher der „Interpretation“ hinwenden. Aus diesem Grund werden regelmäßig Chronologien (als Hintergrundsmaterial zu den einzelnen Themen) und Abschnitte aus primären Quellenmaterialien veröffentlicht.
  • Für die Universalgeschichte, der internationalen Komparatistik wird nicht alleinig mittels der Wahl der Thematik, sondern ebenfalls durch die Schilderung von „mikrohistorischen“ Ereignissen Sorge getragen.
Die Zeitschrift „História“ setzt sich für die Vermittlung einer unterhaltsamen Geschichte ein. Dem Wunsch folgend das Leben in seiner Komplexität darzustellen, will sie neben der Darstellung der politischen-kriegerischen Zusammenstösse bedeutenden Raum für die Erzählung von interessanten oder charakteristischen Einzelschicksale widmen. Der Witz ist auch ein immer wiederkehrendes Thema.
In fast jeder, mit Hinsicht auf die Redaktionsarbeiten streng gestalteten Ausgabe der Zeitschrift erscheint ein thematischer Block, welches sich an das aktuell behandelte Thema anlehnt, neben dem Leitartikel des Redakteurs.
Die Zeitschrift erschien anfangs vierteljährlich (1979-1981), dann sechs Mal pro Jahr (1982-1991), seit 1992 werden 10 Ausgaben jährlich veröffentlicht. Zwischen 1979-1990 erreichte die Auflage 40-60 Exemplare, seit 1990 ist diese Zahl auf 20.000 angestiegen. Seit 2003 erscheint die Zeitschrift mit farbiger Auslage.
Unter den Mitarbeiter der Redaktion folgten Károly Vörös († 1996), Ferenc Szakály († 1999), dann Pál Engel († 2001) eine „neue Generation“ (Zoltán Szász, Attila Zsoldos, Pál Fodor), aber die noch aktiven Begründer der Zeitschrift arbeiten bis zum heutigen Tag in der Redaktion weiter (István Kertész, Péter Sipos, Ilona Stemler). Die tagtäglichen Redaktionsarbeiten werden unter der Leitung des Redakteurs seit 1983 mit Hilfe des in zahlreichen Wissenschaftsbereichen bewanderten Team seiner Schüler bewerkstelligt (János Pótó, Zsuzsanna Demeter, Kornélia Burucs, Éva Kovács, Judit Stefany, Tibor Dömötörfi, Ágnes Párizs, Emese Oprán).